Sunday, July 1, 2012

Good Bye Deutschland



Helle Aufregung im Savoie-Klein Haus am Anfang des Jahres. Ein Anruf aus good old Germany vom Sören. Dieser hatte meine Bewerbung auf Vox.de für würdig empfunden und mich mit meiner jetzigen Wohnsiuation für eine Episode in der beliebten Sendreihe Good Bye Deutschland in Betracht gezogen. Ui, was war da los: Erst ein ausführliches Interview „Was mach ich hier eigentlich?“ und dann die Aufforderung, so ein bisserl aus meinem Leben zu filmen. Mit der Hoffnung auf eine Karriere als 2. Connie Reimann würde lustig drauf losgefilmt. Ich geb ja zu: Etwas amateurhaft mit meiner Fotokamera, aber mit viel Herz! So, und dann ab die Post... mit dem ernüchternen Reultat: Ich bin zu langweilig! Nach einer fachmännischen Prüfung wurde mein Auswanderprojekt wohl für unwürdig empfunden . Ich geb ja zu: Alles hier ist wenig aufregend:


1. Ich spreche die Sprache des Landes und bin somit in der Lage, eine Pizza zu bestellen, ohne dass mich die deutsche Nation dabei auslacht... obwohl ich bei Subway selbst nach 5 Jahren noch so meine Probleme habe


2. Job und Unterkunft hatte ich schon aus Deutschland geregelt und von daher fehlte auch das lustige Filmmaterial á la: „Die Wohnung ist schön, kostet aber Geld – das hätt ich mir jetzt aber anders vorstellt“ oder: „Ich hätte gern einen den Job, kenne keine Sau, spreche auch nicht die Sprache und wunder mich, dass das mit der Führungposition nicht klappt“


3. Und das dritte Manko: Ich hab hier auch schon einige Zeit verlebt und weiß, dass es in Amerika KEIN deutsches Brot gibt und die Menschen auch nicht deutsch sind – kann daher auch nicht desilusioniert in die Kamera jammern und Else und Karl beweisen, dass Deutschland die beste Nation ist die wo gibbet!




Das sind 3 gute Gründe die anscheinend gegen meinen Seelenstriptease sprechen ... allerdings, wäre ein Infotainment-Bericht doch noch möglich, wenn ich den heiligen Bund der Ehe eingehen würde... Julia in Love... ja nee, das überlass ich dann doch lieber Sarah und Gülcan!
So ergeb ich mich meinem Schicksal und leb mein Leben so dahin... und erfreu mich an den Erfahrungen anderer:

Einer meiner Lieblingsfälle: Familie Kasuppke aus Baden Württemberg. Vater, Mutter und 8 Kinder wollen alle ein neues Leben in Kasachstan beginnen. Richtig: Kasachstan! Das Land südlich von Russland am Schwarzen Meer. Ein kurzer Blick bei Wikipedia nennt mitr die Hauptstadt Astana, die Landessprache kasachisch und Amtssprache russisch. War jetzt nicht weiter schwer an diese Info zu kommen, so haben auch unsere Auswanderer den ersten Teil ihrer neuen Heimat verstanden. Allerdings klappte es mit dem Lernen der neuen Sprache nicht so ganz. Es scheiterte an dem fehlenden Kasachischlehrer. Naja, klappt bestimmt auch so, denkt man sich, kündigt das Haus, packt die Koffer eine Nacht vor dem Abreisetag und verscherbelt die ganzen Möbel. Mit zwei Transportern macht sich der Trümmertrupp inklusive südeuropäischem AuPair am nächsten Tag auf den Weg zum Flughafen und Supermutti versucht sich als Managerin und keift alle hysterisch zusammen, da der gesamte Flughafen wohl nicht auf sie gewartet zu haben scheint und sie nur eine Gruppe von vielen Reisenden sind. Und dann: Oh Schreck! Ein Unglück: AuPair Sergio hat seinen Pass nicht dabei... fand der wohl nicht weiter tragisch, denn seine Begeisterung hielt sich die ganze Episode schon in Grenzen – um es mal Milde auszudrücken. Vattern telefoniert, bucht den Flug für den Burschen um und schickt ihn nach Hause, um das Dokument zu suchen.

Panik macht sich bei Muddern breit: Wer soll ihr denn jetzt nur helfen?! Eine ehrliche Meinung: Niemand! Denn wer sich das Abenteuer anschaut, der merkt schnell: Denen ist nicht mehr zu helfen. Aber so hat Mutti sich auch wieder fachfrauisch in die Kamera gespielt und hofft auf Mitleid, da sie noch nie geflogen ist ... Klappt nicht so ganz, denn in Astana angekommen, bleibt der erhoffte Staatsempfang aus. Schnell noch den Ehemann zusammengeschissen, der sich dann vor einen Bus schmeißt – würd ich auch bei dieser Frau, aber er meint es ja nur gut und will zu seiner neuen Arbeitstätte, dem Hotel: Zum lustigen Kasachen.

Dort angekommen, der nächste Schreck: Niemand weiß von der germannischen Invasion und mit den fehlenden Sprachkenntnisse wird es auch schwierig, der Empfangsdame klarzumachen, dass man eine Bereicherung des Etablissements sei und die offene Hausmeisterstelle annehmen wolle. Ein Manager wird gerufen und zum Ersetzen aller Anwesenden – der Zuschauer am heimischen Fernseher ist nicht verwundert – ist das mit der offenen Stelle mal gar nicht so klar. Aber da nun Germania nu schon mit Sack und Pack die Lobby blockiert, kann man die auch nicht so leicht wegignorieren. Schnell denkt man sich eine offene Stelle aus – das Fernsehen hält ja auch volle Pulle drauf – und bietet der ganzen Baggage 5 Doppelzimmer im Hotel an. Find ich persönlich ja etwas dreist, doch Vaddern besiint sich auf die deutsche Tugend der Sturheit und argumentiert, dass sein Vorgänger, Arbeitsvermittler und Bekannter ja auch umsonst dort wohnen durfte... Ich mach jetzt mal keine Zahlenaufstellung.

Schnell wird der Familie klar: Das ist keine Wohnsituation für die Ewigkeit und Papa Kasuppke zieht los, such den einzigen Hotelmanager, mit dem er sich verständigen kann und klärt erstmal ab, wie das so mit Gehalt aussähe. Der Geschäftsmann macht ihm klar: €300 im Monat und keinen Cent mehr! – Das guckt das Familienoberhaubt etwas bedröppelt und weiß nicht genau, wie er es seiner Frau beibringen soll. Doch das Glück ist mit den Dummen und er erscheint mit einer Friedenspfeife in Form von Segio auf der germannischen Etage. Doch die anfänglische Wiedersehensfreude wird durch das geringe Einkommen getrübt. Vattern babbelt in die Kamera im schweren Akzent: „Mein Freund hat mir ein höheres Gehalt gesagt“ ... ich bin der festen Meinung, dass ich nicht die einzige bin, die bei dem Shot schallend gelacht hat.

Doch der Traum vom Neustart in der kasachischen Heimat wird nicht aufgegeben: Eine deutsche Schule wird begutachtet und auch ein eigenes Häusle ganz getreu der schwäbischen Natur soll es sein... allerdings gibt es in Kasachstan kein Kindergeld und was man bisher nicht wußte: Vermietet wird dort auch nicht. Die Häuser stehen zum Verkauf und Frau Mama hat auch schon das passende gefunden. Kaufpreis liegt bei ... ich glaube €60000. Und wenn man alle Kröten, die die Familie zur Verfügung hat, zusammenzählt, kommt man auf genau €0,- Alles klar: Ein Kredit muss her! Das Familienoberhaupt macht sich gleich am nächsten Tag auf den Weg zur Bank, um einen Kredit zu beantragen, was interessant werden könnte, denn wir erinnern uns an die Sprachbarriere. Aber Fortuna fortem est und Vaddern trifft auf eine deutschsprachige Angestellte. Die geht seiner Lebens – und Einkunftssituation auf den Grund. Ich fasse noch einmal zusammen: Vor drei Tagen in Kasachstan unvermögend angekommen, ein Einkommen von €300 monatlich, um 11 Menschen durchzufüttern (das AuPair ist ja auch noch da) und keine weitern Absicherung. Nach sorgfältigem Abwägen der Umstände, das Urteil: Ein Kredit von €2000 wird gewährt. Da frag ich mich: „Warum?! Haben die in Kasachstan Geld zu verschenken?“, doch der Vater ist zutiefst erschüttert „Aber ich brauche mindestens €40000“ ... Die Angestellte war genauso sprachlos wie jeder andere logisch denkende Zuschauer und macht noch einmal klar, dass das ihr letztes Wort sei und schmeißt ihn sehr höflich aus ihrem Büro.

Zu Hause wird die Gesamtsituation noch einmal evaluiert und man kommt zu dem Ergebnis, dass die jetztige Lage nicht den Wunschvorstellungen entspräche. Daher scheut sich Muttern auch nicht davor, ihre Brut mitsamt AuPair zusammenzupacken und wieder nach Deutschland zu fliegen. Vattern solle ma da bleiben, und alles für eine glücklichere Zukunft vorbereiten ... sollte ja auch in Null komma Nix zu schaffen sein ... THE END...

Kopfschüttelnd versuch ich das Gesehene zu verarbeiten ... und bin froh, dass ich mich nicht für so eine Trümmerdoku qualifiziere.

Leider ist diese Episode schon zu lang her, um sie für umsonst zu sehen, doch für aktuelle Folgen, einfach auf Vox Now klicken und "genießen".

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